Die Bilder der Künstlerin Ingrid Pusch drängen sich nicht durch eine laute Farbigkeit oder explodierende Gestik der Pinselführung auf, noch provozieren sie durch ihr Bildsujet.
Eine reduzierte Farbpalette und eine feinstrukturierte Oberfläche prägen die Arbeiten und ihre meditative Anmutung. Die ruhige Ausstrahlung, die von ihnen ausgeht, setzt einen Kontrapunkt zu der uns so häufig umgebenden bunten und lauten Bilderwelt.
Diese Wirkung der Farbe, die in uns Klangbilder wachruft, erfährt auch in der Umkehrung in der Musik ihre Entsprechung, indem wir von Klangfarben sprechen, die in der Lage sind Emotionen auszulösen. Aber nicht nur der Charakter der einzelnen Farben bestimmt die Wirkung eines Bildes, sondern auch die Interaktion zu seiner Nachbarfarbe verändert und beeinflusst deren Wahrnehmung.
In den Bildern von Ingrid Pusch kommt diese Interaktion der Farben, ihrer Helligkeiten und Materialdichte sehr leise daher. Das Formenrepertoire wird weitgehend durch den Auftrag der Farbe und ihrer vielfältigen Schichtungen bestimmt. Hier und da schimmern Fragmente von darunterliegenden Farbschichten durch, und Spuren, mal in Tropfenform oder vertikal und horizontal betonter Pinselführung, gliedern die Bildfläche. Die eigentliche Begrenzung der Farbe wird aber meist nur durch das Bildformat und dessen Abgrenzung zur umgebenden Fläche im Raum bestimmt. In den Arbeiten, in denen mehrere Farbflächen aufeinanderstoßen, sind sie fein differenziert aufeinander abgestimmt.
Die mehrfachen Schichten der lasierend aufgetragenen Farben sind vom Betrachter nicht unmittelbar nachvollziehbar, und doch bestimmen sie den Charakter und die Anmutung des Bildes. Der Betrachter ist aufgefordert, sich auf diese feinfühligen Arbeiten in aller Ruhe einzulassen, um die differenzierten Farbnuancen und Strukturen nachspüren zu können und ihre meditative Wirkung zu empfinden.
Ingrid Trantenroth-Scholz (Textauszug)